Nachruf Gerhard Garstenauer
Gerhard Garstenauer wurde am 22. Jänner 1925 in Fusch an der Glocknerstraße geboren. Er arbeitete nach seinem Studium der Architektur an der TU Wien seit 1954 als selbstständiger Architekt. Seit den späten 1950er-Jahren hat er in Salzburg Bauten geschaffen, die einem gänzlich neuen Denken verpflichtet waren. Mit einer bis dahin in Salzburg unbekannten Formensprache und mit neuen Materialien, hat er in seinen Bauten ein freundliches, ein vom Licht und der Leichtigkeit der Moderne getragenes Bild von Stadt und Land geschaffen.
Garstenauers Bauten signalisierten in dieser Zeit einen radikalen Neubeginn, der sich von der erdrückenden Vergangenheit löste. Getragen wurde dieser Aufbruch von privaten, fortschrittsorientierten Auftraggebern, die nicht selten aus dem Bereich des Automobilhandels stammten (ÖFAG, Mercedes-Benz und Ford Schmidt). Er hat dabei, nicht zuletzt durch sein großes technisches Wissen, österreichweit eine Pionierrolle eingenommen. Furore hat Garstenauer nicht zuletzt mit seinen Bauten für den Tourismus gemacht. Auch wenn von Vielen der Weitblick und die gedankliche Tiefe seiner emblematischen Bauten, genannt sei die Trias Felsenbad - Stubnerkogelbahn - Kongresshaus in Gastein, nicht erkannt wurde, so erfolgte seine internationale Anerkennung längst. Neben diesen Bauaufgaben in Industrie, Tourismus und Gewerbe hat Garstenauer auch Richtungsweisendes im Wohnbau geschaffen, dabei reicht das Spektrum seiner Bauten von der Reihenhaussiedlung über das Wohnhochhaus bis zur repräsentativen Unternehmervilla. Dass Garstenauer, der mit den neuen Materialien Glas, Stahl und Beton arbeitete, der Zeit stets voraus war, zeigte er mit seinem eigenen Wohnhaus (1980), in dem er Holz als regionalen
Baustoff wieder für die Moderne erschloss und mit dem er gleichzeitig das beste Beispiel für Bauen in der Landschaft schuf.
Garstenauers Bauten, das hat nicht zuletzt mit dem Wandel in Tourismus, Industrie und Gewerbe zu tun, sind heute in ihrer Existenz bedroht, wurden zu ihrem Nachteil verändert oder gar zerstört. Es wird - auch um den Geist der Moderne und der geistigen Offenheit zu bewahren und die Erinnerung an diesen großen Kulturschaffenden Aufrecht zu erhalten - einer großen Anstrengung bedürfen, diesen Prozess umzukehren und seine noch bestehende Bauten für die Nachwelt zu erhalten. Hier sind nun die Gemeinden, in denen noch Bauten Garstenauers stehen, das Land und die Republik gefordert, ihren Beitrag zu leisten.
Seine Gedanken und Ideen hat Gerhard Garstenauer in zahlreichen Konzepten, Entwürfen, in Briefen und allen Formen von Interventionen, so auch der Titel seiner Monografie (Interventionen, Verlag Anton Pustet, 2002), veröffentlicht. In den 1980er-Jahren wurde er in den neu gegründeten Gestaltungsbeirat der Stadt Salzburg berufen, eine Institution, die nicht zuletzt auf seinen Vorschlag zurückgeht.
Garstenauer hat weit über das Land hinaus gewirkt und war ein wahrer Citoyen. Sein Verlust ist unersetzlich für die Architektur. Sein Menschsein, sein Engagement und seine direkte Rede machten ihn zum Vorbild für uns alle. Er lebt in seinen Werken und in unseren Gedanken weiter. Mit Gerhard Garstenauer ist einer der ganz Großen des 20. Jahrhunderts in diesem Land von uns gegangen. Sein unermüdliches Arbeiten, sein Kampf für das Richtige und das Wahre ist Mahnung für uns alle!