Hendrick Innerhofer (1970-2024)
Am letzten Tag des Jahres 2024 ist vollkommen überraschend und unerwartet Hendrick Innerhofer verstorben. Wir möchten unserer Betroffenheit über sein viel zu frühes Ableben und der tiefen Trauer um den Verlust eines geschätzten Kollegen hiermit Ausdruck verleihen.
Hendrick Innerhofer kam in Hameln/Deutschland zur Welt. Nach der Übersiedelung der Familie in den Pinzgau besuchte er die HTL für Hochbau in Saalfelden, die er 1989 mit der Matura abschloss. Er war nicht nur ein begabter Architekt, sondern auch ein leidenschaftlicher Musiker, dessen Liebe dem Jazz galt. Bevor er sich für die Architektur als Berufsweg entschied, studierte er von 1989 bis 1990 Trompete an der Universität Mozarteum in Salzburg, das aufgrund einer medizinischen Indikation nicht weiterverfolgen konnte. Der Weg als Berufsmusiker war ihm verwehrt, seine Leidenschaft für die Musik und das Musikmachen hat das aber nicht geschmälert.
1991 nahm er an der Technischen Universität Innsbruck ein Architekturstudium auf, das er 1996 mit dem Diplom bei Josef Lackner abschloss. In der Folge war er für das Büro seines Lehrers und bei Margarethe Heubacher-Sentobe als freier Mitarbeiter tätig und – das ist eine wichtige Facette in seinem Leben – absolvierte ein einjähriges Theologiestudium am Bible College der Brunel University in London (UK). Danach sammelte er Berufspraxis im Büro von Peter Stich in Zell am See.
2001 erfolgte, gemeinsam mit seinem um vier Jahre jüngeren Bruder Carsten, der ebenfalls in Innsbruck Architektur studierte, die Gründung des Büros „innerhofer oder innerhofer architekten“. Am Anfang ihrer Karriere haben sie sich, wie das häufig der Fall ist, mit kleineren Bauaufgaben und großen Wettbewerben profiliert. Ihre Arbeiten zeichnen sich von Anfang an durch eine expressive Architektursprache aus, die sich offen zu ihrer Herkunft von ihrem großen Lehrer Josef Lackner bekennt. Wie er haben sie mit starken Formen, kräftigen Farben und klaren stereometrischen Körpern ihren Bauten nicht nur einen hohen Wiedererkennungswert verliehen, sondern auch deren Umfeld geprägt. Beeindruckend sind der Mut und der unbedingte Glaube an die ordnende Kraft der Architektur, die sich in all ihren Fasern gegen den Ausverkauf und die Verkitschung des ländlichen Raums durch ein falsch verstandenes Heimatbewusstsein stemmt. Manchmal sind die Bauten laut. Sie wollen gesehen und gehört werden wie der Ton. Ja, wie der Paukenschlag, der heftig ausfällt, aber umso wirksamer den Zuhörer aus seiner selbstvergessenen Passivität reißt. Darin drückt sich auch die Sehnsucht nach einer Architektur aus, die wahr- und angenommen wird, dabei aber nie zum schnöden Populismus wird. Er war stets der improvisationsfreudige Musiker eines Jazz-Ensembles, dem nichts ferner liegt, als das Machogehabe des korrumpierten Alpin-Rockers.
Dieser Weg in der Architektur war mit viel Herzblut erarbeitet, erkämpft und nicht immer wurde sie in einer konservativ geprägten Region mit jener Wertschätzung bedacht, die sie verdient hätte. Dabei hat sich das Architekturbüro „innerhofer oder innerhofer“ mit Bürositzen in Saalfelden und Salzburg sehr erfolgreich entwickelt. Es hat faktisch alle Bauaufgaben reüssiert, vom Einfamilienhaus bis zum Geschoßwohnbau, wie etwa die Wohnanlage Kreuzbrückl in Salzburg-Maxglan. In der stark vom Tourismus geprägten Region des Innergebirgs hat er zahlreiche Bauten in diesem Sektor verwirklicht, die von Hochbauten für Bergbahnen bis hin zur spektakulären Aussichtsplattform im hochalpinen Terrain reichen.
Hendrick Innerhofer war von 2007 bis 2013 Vorstandsmitglied der Initiative Architektur und von 2007 bis 2011 gemeinsam mit Udo Heinrich Vorsitzender des Vereins. In dieser Zeit hat er aktiv an der personellen und inhaltlichen Erneuerung des Vereins mitgewirkt und wichtige Impulse gesetzt, darunter die Schaffung des ersten eigenen Ausstellungsraums der Initiative im Künstlerhaus. Mit Verve hat er sich an den Diskussionen beteiligt und dabei das wirtschaftliche Wohlergehen des Vereins nicht außer Acht gelassen und nicht zuletzt seine Kontakte bei der Akquise von Sponsoren zum Wohle der Initiative Architektur eingesetzt. Dafür gebührt ihm unser Dank!
Der 2011 erschienen Monografie des Architekturbüros „innerhofer oder innerhofer architekten“ ist ein bekannter Psalm vorangestellt: „Wenn der Herr nicht das Haus baut, dann ist alle Mühe umsonst. Wenn der Herr nicht die Stadt bewacht, dann wachen die Wächter vergeblich. Ihr steht frühmorgens auf und gönnt euch erst spät am Abend Ruhe, um das sauer verdiente Brot zu essen. Doch ohne Gottes Segen ist alles umsonst! Denn Gott gibt denen, die ihn lieben, alles Nötige im Schlaf!“
Mit Hendrick ist ein tiefgläubiger Familienmensch von uns gegangen. Seiner Frau, den drei Kindern und allen Angehörigen, insbesondere seinem Bruder Carsten, gilt unser von Herzen kommendes Beileid. Ruhe in Frieden, lieber Hendrick!
Am 18. Jänner 2025 finden um 14 Uhr in der Aufbahrungshalle in Leogang die Trauerfeier und im Anschluss daran die Abschiedsfeier im Congress Saalfelden statt.