Ferdinand Aichhorn (1934-2025)
Am 16. September 2025 ist der Salzburger Architekt Ferdinand Aichhorn im Alter von 92 Jahren verstorben. Geboren in Kleinarl wächst er auf einem Bergbauernhof auf. Er besucht das Borromäum in Salzburg und schließt 1963 das Architekturstudium an der TU Wien ab. In der Folge wird er Mitarbeiter diverser Architekturbüros in der Schweiz. Ab 1970 hat er einen Lehrauftrag an der Uni Stuttgart. 1978 legt er die ZT-Prüfung ab und gründet 1979 die „Arbeitsgruppe Raumplanung“ in Salzburg und beginnt seine Tätigkeit als Ortsplaner in zahlreichen Gemeinden in Salzburg und den benachbarten Bundesländern. Er setzt auf offene Planungsprozesse und Bürger*innenbeteiligung und ist Pionier in der Erstellung ganzheitlicher räumlicher Entwicklungskonzepte. Er engagiert sich als Leiter des Raumordnungsausschusses der Ingenieurkammer für OÖ und SBG, wird Mitglied des Vorstandes des SIR und wirkt an der Entstehung des ROG 1992 mit der Vertragsraumordnung mit.
Viele werden sich an Ferdinand Aichhorn mit seiner Pfeife im Mundwinkel erinnern, mehr noch aber an einen, der die Raumordnung im Bundesland Salzburg geprägt hat. Seine Unerschrockenheit, auch gegen Widerstand Neues auszuprobieren, hat viele beeindruckt. Er hat auch dazu beigetragen, dass die Landschaftsplanung in die Raumordnung Einzug gehalten hat, und hat es mit seinem Charisma verstanden, die Bedeutung der Raumplanung bevölkerungsnah zu vermitteln. Für zahlreiche junge Architekt*innen war sein Büro Sprungbrett für eine eigene Karriere in der Raumplanung oder der Architektur. Immer wieder entstanden spannende Projekte in Gemeinden, die er als Ortsplaner betreute. Erinnert sei an Bauvorhaben wie der „Rote Laubfrosch“ in Bürmoos, nach wie vor eines der spannendsten Wohnbauprojekte im ländlichen Raum, realisiert von dem damals noch ganz jungen Büro „Splitterwerk“.
2003 übergibt er das Raumplanungsbüro an die allee42 landschaftsarchitekten und widmet sich seiner Leidenschaft, der Textilkunst. In zahlreichen Reisen in den ost- und südostasiatischen Raum hat er sich zu einem Experten für Textilien aus diesem Raum entwickelt und mehrere einschlägige Publikationen verfasst. In seiner Textilkunstgalerie in der Steingassse hat er nicht nur diese antiken Stücke präsentiert, sondern auch jungen Talenten die Möglichkeiten für Ausstellungen geboten. Für die Initiative Architektur war er nicht nur ein anregender Diskussionspartner in allen Fragen der Raumordnung, sondern er hat sie in ihren Anfängen in seiner Rolle als Mitglied der Sektion Architekten der Ingenieurkammer für OÖ und SBG unbürokratische unterstützt.
Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.