Presseinformation: Architekturpreis Land Salzburg 2014 - HTL Saalfelden
Architekturpreis Land Salzburg 2014 - HTL Saalfelden
Eröffnung
Donnerstag, 06. Oktober 2015, 18.00 Uhr
Almerstraße 33
Saalfelden 5760
Ausstellungsdauer
06. Oktober - 20. November 2015
Zur Eröffnung sprachen:
Erich Rormoser (Bürgermeister Saalfelden)
Franz Höller (Direktor HTL Saalfelden, Sprecher der Initiative der Pinzgauer Architekten und Ingenieurkonsulenten PAI)
Roman Höllbacher (Initiative Architektur)
und Vertreter der ARGE Gusswerk Erweiterung (Preisträger Architekturpreis Land Salzburg 2014)
Träger des Stipendiums 2014
im Verlauf der Ausstellungsdauer stellt Thomas Harlander die Ergebnisse seiner Forschungen vor. (Termin folgt)
Mit dem Projekt: „KOMPLEXITÄT BEI DER PLANUNG – Kybernetische Modelle für die Suche nach Überschaubarkeit und Einfachheit“
ARCHITEKTURPREIS LAND SALZBURG 2014
Preisträger
Gusswerk Erweiterung
Salzburg Stadt
Architekten: ARGE Gusswerk Erweiterung: cs-architektur / Architekt Christoph Scheithauer, hobby a. - schuster & maul, LP architektur, strobl architekten
Bauherr: Gusswerk Eventfabrik GmbH
Anerkennungen
Generalat Halleiner Schwestern Franziskanerinnen
Oberalm
Architekt: Heinz Tesar ZT GmbH, Wien
Bauherrin: Halleiner Schwestern Franziskanerinnen Immobilien GmbH
Landschaftsplaner: Karin Erlmoser
Kunst am Bau: Heinz Tesar
Kirche und Gemeindezentrum Rif
Architekten: Georg Kleeberger + Walter Klasz
Bauherr: Römisch-katholische Kirche zum seligen Albrecht, Rif Taxach
Generalplaner: Paul Schweizer mit Martin Embacher
Kunst am Bau: Ria Patricia Röder, Dominik Halmer
Stipendium
Thomas Harlander (Salzburg), Projekt: „Kybernetische Modelle für die Suche nach Überschaubarkeit und Einfachheit“
„Dem Unwesen die Nase gezeigt!“
Kulturlandesrat Dr. Heinrich Schellhorn zum Architekturpreis Land Salzburg 2014
Gerda Maria Gerner, die Vorsitzende der diesjährigen Jury für den Architekturpreis Salzburg, hat in dem gut gemachten vorliegenden Katalog zu diesem Preis treffende Worte gefunden: Der erste Preis für die Erweiterung des „Gusswerk“ würde „dem gesamten Gewerbegebiet-Unwesen in und um Österreichs Städte die Nase zeigen“.
Beide in diesem Satz enthaltenen Feststellungen sind wichtig.
Erstens, das Gewerbegebiets-Unwesen gibt es. Es verschandelt das Land. Es dominiert zerstörerisch das Entree in unsere Städte und Gemeinden. Es bringt Hässlichkeit in das Arbeits- und Konsumleben.
Zweitens, es gibt Alternativen! Die Gusswerk-Erweiterung mit seinen immerhin insgesamt 16.000 Quadratmetern Gewerbeflächen ist so eine Alternative.
Es ist vornehme Aufgabe eines Preises, öffentliche Aufmerksamkeit für gute Lösungen zu schaffen, und damit zur Bewusstseinsbildung beizutragen. Mit der geglückten Entscheidung der Jury für einen Gewerbebau wird dies in einem Bereich geleistet, der dringend dieser Aufmerksamkeit bedarf. Gewerbegebiete müssen nicht hässlich und menschenfeindlich sein. Diese gute Botschaft muss im ganzen Land ankommen und gehört werden.
Beide Anerkennungspreise gehen an sakrale Bauten. In diesem Bereich dominiert üblicherweise das Restaurieren und Bewahren. Es gelingt uns eigentlich gut, flächendeckend Würde und Wert der sakralen Bauten zu erhalten. Umso wichtiger ist es, auch in diesem Bereich mit neuen Akzenten und Qualitäten an große Traditionen anzuknüpfen.
Bemerkenswert ist ein Förderstipendium für eine „theoretische“ Arbeit, die auf die Suche nach „Überschaubarkeit und Einfachheit“ geht. Nach Ansicht der Jury könnte diese Arbeit praktisch wegweisend für Planungs- und Entwicklungsprozesse werden. Überschaubarkeit und Einfachheit wünschen wir uns alle sehr.
51 Projekte wurden für den Architekturpreis 2014 eingereicht. Das belegt den Stellenwert dieser Auszeichnung. Ein Blick in den vorliegenden Katalog zeigt, wie viele und unterschiedliche Qualitäten entstehen und wie schwer eine Auswahl ist. Die gesamte Abwicklung des Preises liegt in den bewährten guten Händen der Initiative Architektur. Vielen Dank an die Initiative Architektur, an alle teilnehmenden Architektinnen und Architekten und die unabhängige Jury.
Die fehlende Dotierung des Architekturpreises wird seit Jahren kritisch angemerkt. Die Zeichen stehen nun auf Änderung dieses Missstandes und einer Aufwertung des Preises. Gemeinsam mit dem Landeskulturbeirat sind wir dabei, die Preislandschaft zu überarbeiten. Die Ergebnisse sind bereits sehr weit gediehen. Wir können heute davon ausgehen, dass der nächste Architekturpreis dotiert sein wird.
Der Architekturpreis Salzburg ist wichtig!
Gerda Maria Gerner
Zum 14. Mal wurde dieses Jahr der Architekturpreis des Landes Salzburg ausgeschrieben und von der Initiative Architektur organisiert und betreut. Im biennalen Rhythmus wird er seit dem Jahr 2000 vergeben. Davor wurde er dreijährig, in den Anfangsjahren fünfjährig ausgelobt.
Warum ist dieser Preis so wichtig? 1976 hat das Land Salzburg österreichweit erstmals einen derartigen Preis vergeben und damit einen Meilenstein, ja mehr noch, eine Initial-zündung für die österreichweite Beachtung der zeitgenössischen Architekturlandschaft und den Diskurs darüber gesetzt. Viele Bundesländer folgten dem Beispiel, nicht alle in dieser Kontinuität und in diesem Rhythmus.
Die eingereichten und der Jury vorgelegten realisierten Bauten müssen eine beispielhafte Auseinandersetzung mit den Problemen der heutigen Zeit darstellen und den Forderungen nach hohem architektonisch-künstlerischen Wert, nach Übereinstimmung von Form und Funktion und nach sorgfältiger technischer und künstlerischer Durchbildung entsprechen. So die Kriterien der Ausschreibung.
Erfreulich ist die Tatsache, dass exakt zwei Drittel der 51 eingereichten Projekte im Land Salzburg situiert sind, 17 in der Stadt Salzburg.
Die Jury, und da möchte ich mich als Vorsitzende besonders bei meinen Kollegen Gernot Hertl und Josef Saller für ihre Wachsamkeit und Diskussionsfreudigkeit bedanken, einigte sich darauf, 14 Projekte in einer engeren Auswahl zu besichtigen.
Nach abermaliger Sichtung am Ende der Fahrten durch Stadt und Land überzeugten drei Bauten einstimmig; sie erfüllen alle Anforderungen der Ausschreibung.
Die Gusswerk Erweiterung wird für den Hauptpreis vorgeschlagen. Sie löst uneingeschränkt alle Vorgaben und Erwartungen von Preisauslobung und Jury ein. Ein Gewerbebau, der nicht nur durch seine kluge und beispielgebende Verfahrensweise – ein moderiertes Verfahren mit vier Architekturbüros, die als ein Team arbeiteten und auftraten, dem Bauherrn und den politisch eingesetzten Gremien – dem gesamten Gewerbegebiet-Unwesen in und um Österreichs Städte die Nase zeigt, sondern auch ob seiner gekonnt und intelligent eingesetzten Materialität, seiner Subtilität im städtebaulichen Kontext und seiner wohlproportionierten Struktur erfrischend gut tut. Bau-Kultur im besten Sinn!
Die beiden Anerkennungen werden an zwei Bauten mit sakralem Hintergrund verliehen: an die Kirche und das Gemeindezentrum Rif von den Architekten Kleeberger und Klasz sowie an das Generalat der Halleiner Franziskanerinnen in Oberalm von Architekt Heinz Tesar. So verschieden die Projekte sind, so haben sie eines gemein: einen intensiven Diskurs und überzeugende Übereinstimmung zwischen Architekten, Bauherren und Ausführenden.
Einstimmig wird das dotierte Förderstipendium an Thomas Harlander vergeben: Er begibt sich mit seinem Thema „Komplexität bei der Planung – Kybernetische Modelle für die Suche nach Überschaubarkeit und Einfachheit“ auf eine Forschungsreise nach Ursache-Wirkung-Denkweisen. Diese Arbeit kann – wenn das Thema erfolgreich ausgearbeitet und präsentiert wird – als Wegweiser für den gesamten Entwicklungs- und Planungsprozess gelten. Mit dem Vorhaben, die kybernetischen Modelle unserer Arbeitsbereiche zu untersuchen, ist diese Einreichung ein klassisches Forschungsprojekt, welches sich mit der Steuerung der innerbetrieblichen Abläufe beschäftigt und eine überregionale und fachspezifisch übergreifende Positionierung und Bedeutung beinhaltet.
Die Jury hat nicht nur lebhaft über die Preiswürdigungen diskutiert, sondern auch über eine zukünftige Entwicklung des Architekturpreises: Hinsichtlich einer zusätzlichen Wertschätzung würde eine angemessene Dotierung der Preise und Anerkennungen einen weiteren positiven Impuls für diesen wichtigen Preis darstellen.
Die Juryvorsitzende Arch. Gerda Maria Gerner , die seit 1996 das Büro gerner°gernerplus gemeinsam mit Andreas Gerner leitet und im Jahr 2006 eine Anerkennung beim Architekturpreis Land Salzburg 2006 für das Gemeindezentrum Oberalm erhielt, wird die Laudatio halten. In der Jury vertreten waren weiters der Architekt Gernot Hertl aus Steyr und der Wiener Architekt Josef Saller, der 2004 das Stipendium beim Architekturpreis des Landes Salzburg erhalten hatte.
Der Architekturpreis des Landes Salzburg wurde 1976 erstmals vergeben. Erst seit dem Jahr 2000 wird diese Auszeichnung zur Förderung und Anerkennung beispielgebender Leistungen auf dem Gebiet der Architektur alle zwei Jahre ausgeschrieben. Heuer findet die 14. Verleihung des Preises statt. Der Verein Initiative Architektur hat nun bereits zum achten Mal die Organisation und der Erstellung der Publikation im Auftrag der Salzburger Landesregierung durchgeführt.
Dass mit der Erweiterung des Gusswerk-Areals einem Gewerbebau die höchste Auszeichnung zugesprochen wird, mag überraschen. Doch die Botschaft ist klar: Selten wurde ein so ermutigendes Zeichen gegen „das Gewerbegebiet-Unwesen in und um Österreichs Städte“ gesetzt wie hier. Beachtenswert ist auch, dass mit dem Generalat der Halleiner Schwes¬tern in Oberalm sowie der Kirche samt Gemeindezentrum in Rif erstmals auch zwei sakrale Bauten gewürdigt werden.
Das mit EUR 7.500,- dotierte Stipendium wird gleichzeitig mit dem Preis an eine Person vergeben, die sich beispielgebend mit Architektur befasst und das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Zum zweiten Mal wird die Förderung an ein konkretes Projekt oder Forschungsvorhabens im Bereich der zeitgenössischen Architektur, der Stadt- oder Landschaftsplanung gebunden, das binnen eines Jahres zu realisieren ist. Die Anforderungen erfüllte dieses Jahr bei sieben Einreichungen Thomas Harlander. Er wurde 1990 in Salzburg geboren und besuchte dort das Bundesrealgymnasium. Harlander arbeitete als Gastlehrer am BRG Salzburg und der NMS Spittal an der Drau und absolvierte diverse Praktika bei Architekturbüros in Spanien, der Schweiz und Salzburg. Seit 2014 arbeitet er an einem Projekt der FH Kärnten in Südafrika mit, im Zuge dessen eine Schule und eine Brücker erbaut wurden (siehe Projekt „Classroom in South Afrika“ und „Bridging Mzamba“ im Portfolio). Mit seiner Einreichung „Komplexität bei der Planung – Kybernetische Modelle für die Suche nach Überschaubarkeit und Einfachheit“ überzeugte er die Jury.
Er möchte ein kybernetisches System entwickeln, das mit den komplexen Problemen im Umfeld der Architektur besser umgehen kann. Laut einem afrikanischen Sprichwort kann ein Mann kein Haus bauen, aber zehn Menschen können zehn Häuser bauen. Das ist auch in Europa so. Während sich die Afrikaner allerdings auf die pragmatischste Art zu Bauen einigen, führen in der entwickelten Welt zehn Fachexperten zu einem Wandaufbau, der teilweise nur sehr schwer zu durchschauen ist. Ein kybernetisches System kann dabei auf der Suche nach Einfachheit helfen, gerade im interdisziplinären Planungsprozess von Großprojekten und Bürgerbeteiligungsverfahren – abseits von Parametrischem Design. In Zusammenarbeit mit zwei Architekturbüros wird Harlander mit dem Präsident des Europäischen Forums für Baukybernetik – dem Salzburger Otto Greiner - Gedanken über die Lösung von komplexen Planungsaufgaben erarbeiten, die über die Sphäre der Architektur hinausgehen und auch soziale sowie gesellschaftliche Fragen integrieren. Dies wird vor allem bei Bürgerbeteilungsverfahren mit einer Vielzahl an involvierten Akteuren gefragt sein.
Die Ausstellung zeigt bis 20. November 2015, Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr in den Räumen der HTL Saalfelden alle von der Jury in die Bewertung aufgenommenen Einreichungen und bietet mit 51 Einreichungen insgesamt einen guten Überblick über das Baugeschehen der letzten zwei Jahre in Stadt und Land Salzburg.
Publikation
Ein reich bebilderter Katalog, in dem alle Einreichungen dargestellt sind wird ebenfalls an diesem Abend präsentiert. Er kann über das Büro der Initiative Architektur bezogen werden:
Architekturpreis Land Salzburg 2014
Mit einem Vorwort von Gerda Gerner
Herausgegeben von der Initiative Architektur
56 Seiten mit zahlreichen Farbabbildungen, 16 x 21 cm, Fadenheftung, kartoniert,
Salzburg 2014.
EUR 10,00 (EUR 5,00 für Mitglieder der Initiative Architektur)
Preisträger
Gusswerk Erweiterung
Salzburg Stadt
Architekt: ARGE Gusswerk Erweiterung: cs-architektur / Architekt Christoph Scheithauer, hobby a. - schuster & maul, LP architektur, strobl architekten
Bauherr: Gusswerk Eventfabrik GmbH
Gewerbe im besten Sinn
Das 2004 entwickelte und realisierte Gewerbe- und Eventgebiet „Gusswerk Areal“ am Standort der ehemaligen Glockengießerei Oberascher erfährt 2011 eine Erweiterung:
Im moderierten Verfahren entwickeln die vier Salzburger Architekten-Teams LP architektur, hobby a., cs-architektur und strobl architekten als Arbeitsgemeinschaft, als ein Team, mit Bauherren, Stadtplanung und Gestaltungsbeirat die Erweiterung des Komplexes. Auf insgesamt ca. 16.000 m2 entstehen Flächen und Kubaturen für Handel und Administration. Auf einem riesigen Betonsockel ruhend, staffelt sich die gesamte Anlage präzise, uneitel, subtil. Als Stadt im Kleinen bietet das Ensemble aus einzelnen Baukörpern vielfältige Möglichkeiten der geforderten Nutzung als Präsentationsfläche. Anforderungen an Wirtschaftlichkeit und Ästhetik sind gut ausbalanciert, und diese Ästhetik des Sparsamen erscheint räumlich sehr ansprechend.
Wiewohl sich die Architektur in Materialität und Anmutung vom Bestand und seinen früheren Zubauten unterscheidet, verbinden Stiegen und Rampen Gassen und Plätze und greifen vorhandene Maßstäbe und Raumprinzipien auf. Die teils transluzenten Polycarbonat-Hüllen und die bewusst nicht perfekt ausgeführten Sichtbetonwände geben den sechs Kuben eine fragmentarisch-unkomplizierte Ausstrahlung, Klarheit und Purismus. Herb-schön könnte man sagen. Im Inneren der Kuben, die im Edelrohbau ausgeführt wurden, dominieren Dimension und Funktion.
Aufgrund der intelligenten Materialwahl tritt die Gusswerk Erweiterung dem bestehenden Ensemble leicht und leise entgegen. Zu diesem gelungenen Entwicklungs- und Planungsprozess als Vorzeige-Werk im besten Sinn gratulieren wir.
Fotos: © Volker Wortmeyer
Anerkennung
Generalat Halleiner Schwestern Franziskanerinnen
Oberalm
Architekt: Heinz Tesar ZT GmbH, Wien
Bauherrin: Halleiner Schwestern Franziskanerinnen Immobilien GmbH
Landschaftsplanerin: Karin Erlmoser
Kunst am Bau: Heinz Tesar
Das Bauwerk für das Generalat vereint die Wirk- und Lebensbereiche der Schwestern in einem Gesamtkunstwerk, das in der Detailgestaltung eine überaus hohe Qualität aufweist. Es ist überdies eine gelungene Erweiterung des bestehenden Ensembles von Schloss und Altenwohnheim Kahlsperg und ergänzt dieses städtebaulich ebenbürtig. Kurzum: Architektur- und Städtebaukunst sind hier auf einem hohen Niveau verwirklicht.
Sobald man das Gebäude betritt, lässt sich der Anspruch, ein Gesamtkunstwerk zu komponieren, erahnen. Beim Durchwandern begreift man die ungewöhnlich hohe Qualität der Innenräume. Kruzifix und Möbel scheinen gedanklich in ihre Einzelteile zerlegt und danach souverän in den inneren Orientierungskreislauf eingebettet. Erst über diese Orientierung und die innere Logik erschließt sich die äußere Gestalt des Baus. Sehr gut gelöst sind die überdachten Freiräume bei den Schwesternzellen, die Balkone mit Lamellen erscheinen jedoch etwas massiv. Der Einsatz von einfachsten Materialien rundet dieses Gesamtkunstwerk ab.
Bemerkenswert ist auch der Umgang mit den unterschiedlichen Begrifflichkeiten und den damit verbundenen Maßstäblichkeiten der einzelnen Räume und ihrer Wahrnehmung. In der Einfachheit der Räume verbirgt sich höchste Dramaturgie; sie lassen überdies individuelle Freiheiten des Raumverständnisses zu. Den Höhepunkt der räumlichen Inszenierung bildet die Kapelle mit dem vorgelagerten, von der Erde abgehobenen Paradiesgarten
als Ort des Austauschs und der Kontemplation.
Fotos: © Michael Mauracher
Anerkennung
Kirche und Gemeindezentrum Rif
Architekt: Georg Kleeberger + Walter Klasz
Bauherr: Römisch-katholische Kirche zum seligen Albrecht, Rif Taxach
Generalplaner: Paul Schweizer mit Martin Embacher
Kunst am Bau: Ria Patricia Röder, Dominik Halmer
Auf einem Sockel, der als begrünte Topografie gedacht ist und in funktionaler Weise den Gemeindesaal beherbergt, ist die Kirche als schneckenförmige, in Dreiecksflächen gegliederte Landschaft komponiert. Der Sockel des Gemeindesaales definiert einen zur Straße hin offenen Vorplatz, der logisch und fast schwellenlos ins Innere weist. Im Gegensatz dazu inszeniert die expressive Form der Kirche eine Abfolge voneinander blickgeschützter Raumsequenzen. Am Beginn führt eine Rampe als äußere Schale der Schnecke durch einen kleinen Vorgarten hin zum Eingang. Zwischen zwei Schalen eingebettet liegt hier das Foyer als erster Ort der Ruhe, er bereitet sozusagen auf den nächsten Schritt vor, der ins Zentrum des sakralen Raumes führt. Das Ende der Schnecke wird von einer Öffnung im Dach markiert. Ihr Licht fällt auf den Tabernakel, der nicht wie der Altar in der Raummitte positioniert ist, sondern metaphorisch im „ewigen Licht“.
Die harte gläserne Schale mit integrierter solarer Energienutzung schimmert abstrakt im Umfeld, die Materialität verweist auf ein bedeutendes Inneres – ohne jedoch die sakrale Nutzung preiszugeben. Diese wird erst in der Nacht mittels durchleuchtender Symbolik von Kreuz und Marienbildnis offensichtlich.
Die Innenseite der Schale ist mit sägerauen Weißtannenbrettern beplankt. Ihre subtile, kaum wahrnehmbare Zeichnung unterstreicht die Anmutung eines Raumes, der völlig auf Licht und Form reduziert ist.
Der Zubau zum bestehenden Pfarrzentrum ist eine überaus gelungene zeitgemäße Antwort auf das Thema Kirchenbau. Er vereint überdies zwei Gemeinschaftsfunktionen, einerseits der Pfarrgemeinde in der Kirche und andererseits der politischen Gemeinde, in Form eines Veranstaltungsraumes der Stadtgemeinde. Die überzeugende Qualität des Bauwerks liegt zu großen Teilen in der konsequenten Konzentration auf eine ausdrucksstarke
Form verankert.
Fotos © Andrew Phelps, Georg Kleeberger
Stipendium
Thomas Harlander (Salzburg)
Projekt: „Kybernetische Modelle für die Suche nach Überschaubarkeit und Einfachheit“
Mit dem Ziel, die kybernetischen Modelle im Arbeitsfeld der Architektur zu untersuchen, ist diese Einreichung ein klassisches Forschungsvorhaben. Es schlägt die Untersuchung komplexer und heute kaum mehr überschaubarer Zusammenhänge bei der Entwicklung und Umsetzung von großen Projekten vor. Harlander nennt als Motiv für sein Forschungs¬projekt die dringende Notwendigkeit, „die Art und Weise, wie wir in Architekturbüros arbeiten“, zu verändern. Innerbetriebliche wie externe Abläufe, jeder in sich zwar logisch strukturiert, führen zu Unüberschaubarkeit, sobald sie sich überlagern.
Harlander ist davon überzeugt, dass die Suche nach Einfachheit, vor allem bei der Pla¬nung, zu einer Fehlerreduktion führen und gleichzeitig allen Nutzern einen verständli¬cheren Überblick über die Entscheidungsprozesse in der Architektur geben würde. Die¬ses Vorhaben ist äußerst anspruchsvoll und kann eine überregionale Positionierung und Bedeutung bewirken.
Die Optimierung von Fertigungsprozessen gehört zur Geschichte der industriellen Revo¬lution. Mit der digitalen Revolution sind ganz neue Fragen und Probleme entstanden, die auch in Laborsituationen behandelt werden.
Allerdings sehen wir meist nur das Produkt dieser neuen Denkmodelle, nicht die Prozes¬se. Gleichzeitig bleibt das menschliche Streben nach Einfachheit, so wie es im Konzept dieses Forschungsvorhabens beschrieben wurde, im Hintergrund. Es scheint, dass der materielle Ausdruck sich von den menschlichen Parametern abhebt.
Doch das bewusste Hinterfragen von Systemen, welche auf menschlicher Routine und eingespielten Abfolgen aufbauen und letztendlich die serielle Einfachheit inkludieren, gibt die Möglichkeit – wie in diesem Forschungsvorhaben beschrieben –, diese Abläufe neu zu programmieren. Ein kybernetisches System, wie es Harlander in seinem For¬schungsprojekt untersuchen möchte, kann auf der Suche nach Einfachheit helfen, in¬terdisziplinäre Planungsprozesse besser zu verstehen und sie damit wieder steuerbar zu machen.
Serielle Abläufe werden letztendlich immer seriell bleiben, und Planungsprozesse wer¬den immer Planungsprozesse bleiben. Doch bietet diese Arbeit die Möglichkeit, mensch¬liche Parameter neu zu definieren und die einzelnen Bausteine und Sequenzen neu zusammenzusetzen.
Foto und Renderings: © Thomas Harlander
Rechts zum Download finden Sie:
01 Fotos und Texte zu Preisträger, Anerkennungen und Stipendium
02 Foto der Jury
Bezeichnung: Die Jury und das Preisträgerobjekt
v.l.n.r.: Gernot Hertl, Gerda Maria Gerner, Josef Saller
Foto: © Jana Breuste, Initiative Architektur
Bezeichnung: Die Jury
v.l.n.r.: Josef Saller, Gerda Maria Gerner, Gernot Hertl
Foto: © Jana Breuste, Initiative Architektur
03 Fotos von der Ausstellung in der Initiative Architektur
Bezeichnung: Die Ausstellung mit allen Einreichungen
Foto: © Roman Höllbacher, Initiative Architektur
04 Liste aller Einreichungen zu Preis und Stipendium
05 Liste der bisherigen Preisträger, Anerkennungen, Stipendiaten und Juroren des Architekturpreises
06 Vorwort der Juryvorsitzenden und Begründungstexte der Jury
07 Lebensläufe der Protagonisten (Stipendiat, Juroren)
Wir bitten Sie dringend die Fotografen korrekt anzuführen. Bitte beachten Sie dazu die Fotocredits in den Dateinamen!
Bei Fragen kontaktieren Sie bitte:
Dipl.-Ing. Eva Zangerle, MA
Initiative Architektur, Hellbrunner Straße 3, 5020 Salzburg
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