trichtlinnburg
Ein städtisches Abenteuer
19.-21. Mai 2005
transparadiso (Barbara Holub/Paul Rajakovics):Wunschfreischaltung – schlüsselfertig
Salzburg: Priesterhausgasse Ecke Richard-Mayr-Gasse
Freitag, 20. Mai und Samstag, 21. Mai 2005, 16.00 Uhr bis 20.00 Uhr
Leer stehende Geschäftslokale sind mittlerweile ein Phänomen in fast allen europäischen Städten. Verglichen mit Städten etwa in der ehemaligen DDR stellt sich dieses Problem in Salzburg als wenig dramatisch dar. Grund für die Leerstände in der Salzburger Altstadt ist die Schließung bzw. die Abwanderung von traditionellen Handelsbetrieben an die Peripherie, sei es direkt oder indirekt als Verdrängung durch andere Handelsketten. Ein weiteres Phänomen ist der schnelle Wechsel der Lokalnutzer dieser Leerstände.
Beide Phänomene sind für das von der INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg beauftragte Künstlerduo transparadiso (Barbara Holub/Paul Rajakovics) (A) der Ausgangspunkt für die Intervention „wunschfreischaltung - schlüsselfertig“ die im Rahmen der Veranstaltungsreihe Trichtlinnburg am Freitag, den 20. Mai und Samstag, den 21. Mai 2005 in der Zeit von 16.00 Uhr bis 20.00 Uhr in der Priesterhausgasse Ecke Richard-Mayr-Gasse in Salzburg stattfindet.
Das Indikatormobil, ein urbanes Einsatzfahrzeug von transparadiso, agiert im Rahmen von trichtlinnburg als Mediator leer stehender Objekte in der Altstadt. Das Fahrzeug parkt von 20.05.-21.05.2005 in der Priesterhausgasse, zwischen Schanigärten und Winzerfest und informiert über ein Video über die derzeitig leer stehenden Potenziale. Viele leer stehende Räume auf der rechten Altstadtseite werden über ein eigenes Plakat als Orte aktueller Auseinandersetzung markiert. Die Glasflächen werden wie bei „Saldi“ (Schlussverkauf) vollständig zuplakatiert, und spielen so mit der Neugierde des Dahinterliegenden. Das Plakat setzt sich als Muster über die gesamten Glasfassaden fort und markiert so die Orte der temporären Eingriffe. Das Stigma des Leerstandes wird in ein begehrenswertes Objekt transformiert – um seinen persönlichen Wunsch auszuprobieren oder vor Ort anregen zu lassen, werden beim Indikatormobil Schlüssel verteilt, die zu gewissen Objekten auch tatsächlich sperren, - allerdings, ohne die konkrete Adresse zu nennen. Die Rezipienten/Konsumenten haben also die Möglichkeit, ihr begehrtes Objekt zu suchen, allenfalls mit anderen Schlüsseln zu tauschen und so die Leerstände – wenn auch nur für kurze Zeit - nach eigenen Wünschen zu „nutzen“.
Trichtlinnburg – Filmprogramm
Salzburg: DAS KINO, Giselakai 11
Donnerstag 19. Mai 2005, 22.00 Uhr, Freitag 20. Mai 2005, 15.00 Uhr und 22.00 Uhr, Samstag 21. Mai 2005, 15.00 Uhr
Ergänzend zur Intervention „Wunschfreischaltung-schlüsselfertig“ im Bereich der rechten Altstadt präsentiert die INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg ausgewählte Filme und Videos zum Thema Stadt, Tourismus und Konsum, die sich sowohl durch einen dokumentarischen als auch einen künstlerischen Zugang auszeichnen. Verschiedene kulturelle Kontexte thematisieren die Veränderung von Innenstädten und deren ökonomische Parameter. Das Film- und Videoprogramm wird von transparadiso (Barbara Holub/Paul Rajakovics) zusammengestellt.
Trichtlinnburg – Diskussion und Workshop
Diskussion "KunstRAum Alstadt"
Ort: Ärztekammer, Bergstraße 14
Donnerstag, 19. Mai 2005, 20.00 Uhr und Samstag, 21. Mai 2005, 20.00 Uhr
Eröffnet wird die Veranstaltungsserie Trichtlinnburg in Salzburg am 19. Mai 2005 um 20.00 Uhr mit einer von INITIATIVE ARCHITEKTUR salzburg initiierten Diskussion zur Thematik leer stehender Geschäftslokale in der Salzburger Altstadt und zur Möglichkeit einer zwischenzeitlichen Nutzung und Einflussnahme in Form von kulturellen Aktivitäten in Gegensatz zu kommerziell konsumierbaren „Unterhaltungsprogrammen“.
Die Auftaktdiskussion stellt den Konnex eines Kunstprojektes wie Trichtlinnburg mit der Situation der Salzburger Altstadt her. Massentourismus und gleichzeitig leere Geschäftslokale sind mittlerweile ein Phänomen in fast allen europäischen Städten. Verglichen mit Altstädten in z.B. der früheren DDR stellt sich dieses Problem in Salzburg als wenig dramatisch dar und drückt sich derzeit mehr durch den schnellen Wechsel der Nutzer dieser Leerstände aus. Vor allem soll die Frage erörtert werden, ob auf diese Eigendynamik mittels zwischenzeitlicher Nutzung durch kulturelle Aktivitäten bzw. konsumierbare „Unterhaltungsprogramme“ überhaupt Einfluss genommen werden kann. Wo liegt der Unterschied zwischen der Salzburger Altstadt als gesamter, verwertbarer „Kunstraum“ und ihrer Funktion als „Raum“ für „Kunst“?
Moderation:
Hannes Eichmann, ORF Salzburg
Teilnehmer:
Hildegund Amanshauser, Projektleiterin Trichtlinnburg
Inga Horny, Geschäftsführerin Altstadt Salzburg Marketing
Hemma Schmutz, Direktorin Salzburger Kunstverein
Mark Gilbert, Architekt und Theoretiker, Wien
Michael Hauffen, Künstler und Autor, München
Ihren Abschluss findet die Veranstaltungsserie am 21. Mai 2005 um 18.00 Uhr mit einem Workshop für PolitikerInnen, StadtplanerInnen, BauträgerInnen, ImmobilienmaklerInnen, Marketing-Verantwortlichen, BürgerInnen der Altstadt, JournalistInnen, Kunst- und MedientheoretikerInnen, KünstlerInnen und ArchitektInnen.
Jenseits der nicht nur in den Altstädten vorherrschenden Zwänge der Kommerzialisierung und des Verwertungsdrucks werden Wünsche und Forderungen diskutiert, die neue Perspektiven und Programme für historische und touristisch intensiv genutzte Altstädte in Europa eröffnen helfen sollen. Basierend auf der im Rahmen der Intervention „Wunschfreischaltung“ erstellten „Wunschliste“, den audiovisuellen Aufzeichnungen der Einzelveranstaltungen und den bei den theoretischen Diskursen getroffenen Erkenntnissen und Aussagen wird eine Deklaration in Form eines „Wunschzettel“ verfasst und über den Projektzeitraum hinaus weiter vermittelt werden.